Am Sonntag, 14. Juni 2015 ist in Köln-Mülheim rund um die Keupstraße wieder Birlikte: Zusammenstehen – Zusammenleben, ein einzigartiges Bürger- und Kulturfest zum Gedenken an den Nagelbombenanschlag 2004. Zeit also sich zu erinnern, gerade auch an die Erungenschaften früherer Zeiten, die viel zu schnell in Vergessenheit geraten sind:

1965 feierten die Muslime im Rheinland das Ende des Fastenmonats Ramadan im Kölner Dom. Sie selbst hatten kein Gotteshaus oder einen anderen geeigneten Versammlungsraum, also hatten sie beim Domkapitel angefragt, ob sie nicht im Dom ihre Gebete sprechen könnten. Sie durften und nicht nur das, für sie wurde extra der Ostflügel bereitet, der nach Mekka zeigt. 40 Jahre später regte die damalige Kölner Bundestagsabgeordnete Lale Akgün an, im Gedenken an diesen großen Tag religiöser Offenheit und Verständigung das Ende des Ramadans wieder im Dom zu feiern. Dompropst Norbert Feldhoff erteilte ihr eine Abfuhr und betonte, dass der denkwürdige 3. Februar 1965 nur durch ein Versehen überhaupt habe stattfinden können, durch die eigenmächtige Entscheidung eines untergeordneten Weihbischofs. Und auf domradio.de („Der gute Draht nach oben“) lässt er sich folgendermaßen zitieren: „Räume, in denen Muslime einmal gebetet haben, gehen nach dem Verständnis bestimmter muslimischer Gruppen in ihr Eigentum über.“ Als Absagegrund taugt das nicht wirklich, weil nach dieser Logik seit 1965 ohnehin alles verloren wäre, zumindest der Ostflügel also schon seit Jahrzehnten islamisiert ist. (Dass wir davon bislang noch nichts bemerkt haben, zeigt nur, wie geschickt er sich zu verstellen weiß, wie geduldig er darauf wartet, bis seine Zeit kommen wird. In Wahrheit ist der Ostflügel des Kölner Doms nämlich ein islamistischer Schläfer, ein radikalisierter Konvertit. Der Pierre Vogel oder DesoDogg unter den Gotteshäusern. – Ironie aus!)

Noch einmal zehn Jahre später gehen zu tausenden selbsternannte Retter des Abendlandes auf die Straßen, um Europa und das christliche Abendland vor der Islamisierung zu retten, und der französische Autor Michel Houellebecq entfaltet in seinem aktuellen Roman ‚Unterwerfung‘ eine solche Negativutopie: in seinem Frankreich der nahen Zukunft kommt eine islamische Partei an die Macht. Zur Ehrenrettung des Kölner Dompropstes Norbert Feldhoff sei an dieser Stelle gesagt, dass er beim groß angekündigten Aufmarsch des Pegida-Ablegers Kögida die Lichter des Kölner Doms abschalten ließ.

„Was ist passiert in den vergangenen 50 Jahren?“, fragt der Kölner Rapper und politische Aktivist Kutlu Yurtseven. Was hat sich verändert seit dem Ramadan-Gebet 1965 im Kölner Dom, den wilden Streiks in den Kölner Ford-Werken, als Arbeiter und Arbeiterinnen ob deutsch oder immigriert gemeinsam für bessere Arbeitsbedingungen kämpften? Was hat die Fronten derart verhärtet in den vergangenen 50 Jahren?

Wer kennt Menschen, die 1965 am Ramadan-Fest im Kölner Dom beteiligt waren? Wer war selbst dabei? Wer hat mit Beteiligten von damals gesprochen? Wer könnte uns weiterhelfen mit persönlichen Erinnerungen, Zeitungsartikeln, Fotos, Filmen, Kassetten? Wir sind gespannt und fangen hier an zu sammeln, denn gerne würden wir im nächsten Jahr eine Radiosendung dazu machen.

Kontakt zu uns: mail(at)sascha-verlan.de

 

„Heimat ist ein Gefühl und kein Land“
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